Die Ernährungsgrundlage der Menschen in Gurage

Ensete, auch falsche Bananenstaude genannt, ist sozusagen die überlebensgrundlage der Gurager. Wie eine Zwiebel hat die Staude einen blattscheidenartigen Aufbau. Das Innere der Blattscheiden hat eine bienenwabenförmige Struktur. In den Kapillarien kann die Pflanze eine grosse Menge Wasser speichern. So überlebt die Pflanze trotz kurzen Wurzeln auch lange Trockenperioden.

Die Pflanze wird aus Setzlingen gezüchtet und jährlich umgepflanzt. Nach acht bis neun Jahren erreicht sie eine Höhe von bis zu neun Metern und ist erntereif. Aus den Blattrippen und den starken Blattscheiden des Stammes wird das Mark herausgeschabt. Nach mehreren Arbeitsprozessen werden aus der gewonnenen Masse Fladenbrote gebacken. Das so genannte Gotscho oder Ussa ist das Hauptnahrungsmittel der Gurager. Es ist kohlenhydrathaltig und mineralienreich. Der Vitaminbedarf wird über Gemüse, Gewürze und Früchte abgedeckt.

Aus den herausgeschabten Fasern werden Seile und Teppiche hergestellt. Mit den getrockneten Blattrippen werden Schlafmatratzen geflochten. Die grünen, frischen Blätter dienen als Tischgedeck bei Festen, als Backfolie, Verpackungsmaterial oder als Viehfutter, wenn das Gras knapp wird.

Wegen der langen Trockenzeiten sind die Gurager gezwungen Nahrungsmittelvorräte anzulegen. Eine ausgehobene runde Erdgrube wird kunstvoll mit frischen Enseteblättern ausgelegt. Darin wird die ausgetrocknete mit Fasern durchzogene Masse eingestampft, mit Blättern bedeckt und mit Steinen beschwert. Wie bei unserem Sauerkraut findet dann ein Gärungsprozess statt. So wird dieses wichtige Nahrungsmittel konserviert und ist bis zu Jahrzehnten haltbar.